Massivbauweise – vom Bauen mit Stein, Stahl oder Beton

“Beim Massivbau wird einfach immer Stein auf Stein gebaut …, oder?“ Zumindest denken viele angehende Bauherren beim Begriff “Massivbauweise” zuerst an ein „Stein-auf-Stein“ gebautes, also gemauertes Haus aus Tonziegeln, Porenbeton oder anderen Materialien. Doch es können durchaus auch Häuser aus Beton oder Stahl sowie Holzhäuser in „Massivbauweise“ errichtet werden. Wir erklären Ihnen Details zur Bauweise, zum Wandaufbau, zu den verschiedenen Materialien und die Vor- und Nachteile des Massivbaus.

Was bedeutet Massivbauweise?

Massivbauweise bedeutet, dass alle Wände und Decken eine statisch tragende Funktion erfüllen, unabhängig vom Material. Dass trotzdem viele Bauherren bei „Massivhaus“ an ein gemauertes Haus denken, hat sich im Laufe der Jahrzehnte in Deutschland etabliert. Deshalb wird auch in diesem Beitrag vornehmlich die Stein-auf-Stein-Bauweise beschrieben, wenn von „Massivbauweise“ gesprochen wird.

Was ist die Skelettbauweise?

Das Pendant zur Massivbauweise ist die „Skelettbauweise“, welche bei vielen Fertighausherstellern angewandt wird: In den Wänden sind lediglich tragende Stützen verbaut, während die Zwischenräume mit Dämmung ausgefüllt werden. Für den Skelettbau ist z. B. der Fachwerkbau das bekannteste Beispiel. Viele Fertighausanbieter nutzen dieses Prinzip, füllen die Zwischenräume zwischen den statisch wichtigen Stützen, also dem „Skelett“, mit Dämmstoff und verschließen die Wand innen und außen mit einer Werkstoffplatte (aus verschiedenen Materialien), welche dann ggf. noch verputzt oder gestrichen wird.

Massivbau: Wandaufbau der Außenwände

Im Massivbau unterscheidet man – unabhängig vom geplanten Tragwerk bzw. von der Berechnung der einzelnen Wände – zwei Formen des Wandaufbaus bei Außenwänden: die Putzfassade und die Klinkerfassade. So kann man von außen entweder einen farbigen Putz oder eine Steinfassade aus Klinkersteinen sehen. Beim Klinkermauerwerk ist in der Regel ein zweischaliges Mauerwerk vorhanden, während bei einer Putzfassade in der Regel ein monolithisches (einschaliges) Mauerwerk verbaut wird. Hier die technischen Unterschiede:

Monolithische Bauweise

Bei der monolithischen Bauweise wird eine in der Regel dickere Außenwand errichtet, die aufgrund der Mauerwerksmasse bereits einen hohen Wärmedämmgrad bietet. Je nach gewünschter Dämmleistung ist hier bei manchem Anbieter auch eine Wärmedämmung in den (Hochloch-)Steinen eingebaut, die den Wärmedämmgrad noch verbessern und eine geringere Steindicke ermöglicht.

Auch eine einschalige, massive Holz- oder Betonwand als Außenwand wird als Massivbau bezeichnet. So sind hier z. B. Gebäude bzw. Blockhäuser aus Vollholz oder Häuser aus massiven Betonfertigteilen zu nennen, die neben dem traditionell gemauerten Haus ebenfalls als Massivbau gelten.

Neben dem reinen monolithischen Mauerwerk wird bei gemauerten Häusern häufig auf ein dünneres, ca. 17,5 cm dickes Außenmauerwerk eine zusätzliche Dämmung mit einer Dicke von ungefähr 16 cm aufgebracht, die das Mauerwerk von außen gegen Temperatur und Feuchtigkeit dämmt. Das sogenannte „Wärmedämm-Verbundsystem“ besteht aus einer Polysterol-Dämmung, die auf die Außenwand aufgeklebt wird und dann von außen verputzt und gestrichen werden kann. So entsteht eine wärmedämmende, verputzte Fassade mit hohem Dämmwert

Allerdings ist bei einem Wärmedämm-Verbundsystem zu beachten, dass dieses das Mauerwerk von außen abdichtet und so besonders darauf geachtet werden muss, dass der Taupunkt, also der Punkt, an dem die Feuchtigkeit aus der Luft kondensiert, nicht innerhalb des Mauerwerks liegt, um Schimmel- oder Algenprobleme zu vermeiden.

Zweischalige Bauweise

Eine zweischalige Außenwand besteht im Gegensatz zur monolithischen, also einschaligen Bauweise, aus zwei voneinander getrennt gebauten Mauerwerksschalen. Hier wird neben dem Innenmauerwerk eine weitere Außenwand errichtet, die entweder aus dem gleichen Stein wie die innere Mauerschicht besteht und dann verputzt wird, oder aus Klinkersteinen, welche von außen dann als Klinkermauerwerk zu sehen sind. Zwischen den beiden Mauern wird eine Luftschicht und einen „innenliegende“ Dämmung eingebaut, die eine Hinterlüftung der inneren der beiden Außenwände gewährleistet und gleichzeitig dafür sorgt, dass die innere Außenwand gedämmt und gegen Kälte – und im Sommer gegen Wärme – von außen geschützt ist.

Hier die verschiedenen Bauweisen des Außenwand-Aufbaus im Überblick:

  1. Monolithisches Mauerwerk mit Innen- und Außenputz
  2. Monolithisches Mauerwerk mit Wärmedämm-Verbundsystem
  3. Zweischaliges Mauerwerk mit Klinkerfassade

Welcher Stein für Massivbau?

In der Regel werden bei der Massivbauweise, anders als bei der Fertigbauweise bzw. Skelettbauweise folgende Steine verbaut:

Tonziegel

Das Material Ton kann als Vollziegelstein ohne Lufteinschlüsse (z. B. für eine Klinkerfassade) oder als porosierter (Hochloch-)Ziegelstein verbaut werden. Die offenporigen, porosierten Hochlochziegel sind größer und haben durch die vielen Lufteinschlüsse einen hohen Wärme- und Schallschutz. Zur Verbesserung dieser Eigenschaften können in die Ziegel noch zusätzliche Dämmmaterialien eingebaut werden.

Aufgrund seiner guten hygroskopischen, also gut wasseraufnehmenden Eigenschaften wird der Tonziegel gern im Hausbau verwendet, da hier bei entsprechender Steindicke keine zusätzlichen Dämmstoffe nötig sind, und die Feuchtigkeitsregulierung durch den natürlichen Baustoff „Ton“ ein besonders angenehmes Raumklima schafft. Gegenüber den nachfolgenden Baumaterialien zeichnet sich der Tonziegel durch seine natürliche Herkunft aus, wodurch er sich auch für das ökologische Bauen, nachhaltiges Bauen und auch für den Fachwerkbau bestens eignet.

Vollziegel aus Ton
Ziegelmauer als Verblendfassade
Poroton-Hochlochziegel mit Lufträumen im Stein

Porenbeton

Porenbeton, manchmal auch Gasbetonstein genannt, ist ein sehr leichter, hochporöser Mauerstein aus Kalk, Kalkzement oder Zementmörtel, welcher als Gesteinsmehl (ohne Sand und/oder Kies) durch Dampfhärtung erstellt wird. Aufgrund der vielen eingeschlossenen Luftbläschen verfügt der Porenbeton über ein geringes Gewicht bei hohem Volumen und ist deshalb mit sehr guten Wärmedämm-Eigenschaften ausgestattet.

Der Porenbetonstein wird oft im Hausbau verwendet, weil er schnell zu verbauen ist und gleichzeitig ein gutes Dämmergebnis für den Bauherren liefert. Porenbeton ist in verschiedenen Steindruck-Festigkeitsklassen erhältlich und kann so unterschiedliche statische Aufgaben übernehmen.

Porenbetonsteine
Porenbetonsteine im Rohbau

Kalksandstein

Der Kalksandstein (KS-Stein) wird ebenso wie der Porenbetonstein künstlich hergestellt. Hauptbestandteile sind Sand und Kalksylikathydrat als Bindemittel.

Anders als der Porenbetonstein wird der Kalksandstein jedoch nicht porosiert oder aufgebläht, sondern verfügt über eine deutlich höhere Dichte und ist somit merklich schwerer als ein gleichgroßer Porenbetonstein. Diese Eigenschaft verleiht dem KS-Stein eine hohe Schalldämmung sowie ein hohes Maß an Wärmespeicherung. Durch einen hohen Wärmedurchgangswert wird der KS-Stein selten im monolithischen Mauerwerk ohne Dämmung verwendet, sondern eher in Verbindung mit einem Wärmedämm-Verbundsystem oder einem zweischaligen Mauerwerk. Auch im Inneren des Hauses wird der KS-Stein wegen seiner Schalldämmung häufig als Innenwand verbaut.

Kalksandstein

Beton

Neben den gemauerten Steinwänden gibt es noch die Möglichkeit, die Innen- und Außenwände aus Beton zu fertigen. Hierbei wird eine Stahlbewehrung – also der Stahl im Inneren der Betonwand, der für die Festigkeit zuständig ist – mit mindestens 2 cm Beton auf jeder Seite überdeckt, was eine Wandstärke von ca. 20 cm zur Folge hat. Zusätzlich kommt noch die Dämmung hinzu, damit das Gebäude keine Wärme verliert.

Oft werden Fertigteile aus Beton verwendet, wodurch die Bauzeit verkürzt werden kann. Als Nachteil kann beim Betonteil-Element der hohe Vorfertigungsgrad und damit die fehlende nachträgliche Individualität genannt werden, sowie das Risiko, beim Bohren in die Wand auf eine Stahlbewehrung zu treffen. Der Vorteil eines Beton-Fertigteilhauses liegt in der schnellen Bauzeit und der massiven Ausführung der Wände, wodurch eine hohe Schallisolierung und, je nach Ausführung der Wände, eine hohe Wärmespeicherung durch die große Masse erreicht wird.

Massivhaus: Vor- und Nachteile

Ob ein Haus oder Bauwerk nun in sogenannter „konventioneller“ Bauweise, also aus Porenbeton, Stahlbeton, Kalksandstein oder porosierte Ziegeln gemauert wird, oder ob andere Materialien und Bauweisen bevorzugt werden – hier gibt es kein „besser“ oder „schlechter“. Jede Bauweise, sowohl der Massivbau als auch die Fertigbauweise, hat ihre Berechtigung und verfügt über individuelle, für jeden Kunden besondere Vorteile oder Nachteile. Die hier aufgeführten Beispiele sind jeweils im Einzelfall durch den Einsatz spezieller Baustoffe ausgleichbar und gelten nicht generell. In diesem Sinne hier einmal ein Vergleich zwischen Massivbauweise und Skelettbauweise:

Vorteile der Massivbauweise

  • Höhere Masse und besserer Schallschutz, besonders in den Decken und den Innenwänden
  • Besserer Austausch von Feuchtigkeit durch fehlende Dampfsperre
  • Längere Wärmespeicherung im Mauerwerk bei Kälte
  • Weniger anfällig gegen Feuchtigkeit als Holzwerkstoff, dadurch höhere Langlebigkeit und Wertbeständigkeit bei gleichem Instandhaltungsaufwand
  • Flexible Grundrissänderungen während des Bauablaufs
  • Umbauten nach Fertigstellung einfacher durchzuführen

Nachteile der Massivbauweise

  • Längere Bauzeit
  • Höhere Feuchtigkeit während der Bauzeit
  • Geringere Spannweiten im Haus durch höhere Lasten
  • Geringere Energiestandards durch anderen Wandaufbau
  • Höhere Fehlertoleranz durch Fertigung auf der Baustelle
  • Längere, aktive Bauphase, da keine Teile vorgefertigt werden

Häufige Fragen zur Massivbauweise (FAQ)

Wie viel kostet ein Massivhaus?

Die Kosten für einen Massivhausbau unterscheiden sich regional sehr. Grundsätzlich kann man einen Preis von ca. 2.000 – 4.000 € pro Quadratmeter bebauter Fläche als Grundlage der eigenen Kalkulation annehmen. Ebenfalls preisrelevant sind

  • die Ausstattung (Keller/Bodenplatte),
  • die generelle Architektur (Form des Gebäudes, Dach etc.),
  • die energetische Ausstattung (Heizanlage, Dämmung),
  • die Qualität der Materialien, welche verbaut werden (Fliesen, Sanitär, Dach etc.),
  • besondere Bauteile (Giebel, Gauben, Wintergärten etc.) und
  • die technische Ausstattung (elektr. Rollläden, Zirkulationsleitung, Solaranlage, PV-Anlage mit/ohne Speicher etc.).

Wie viel kostet ein Massivhaus mit Keller?

Die Zusatzkosten für einen Vollkeller eines Massivbaus hängen von vielen Faktoren ab. Diese können sein:

  • Hanglage: Wie weit ragt der Keller aus dem Erdreich heraus?
  • Kellergröße: Vollkeller oder Teilkeller
  • Region: Wo wird das Haus gebaut?
  • Ausstattung des Kellers: z. B. Wohnkeller, Hobbykeller, Abstellkeller
  • Technische und energetische Ausstattung des Kellers
  • Material des Kellers: z. B. Stahlbeton, Weiße Wanne, gemauerter Keller etc.
  • Bodenklasse des Grundstücks, Höhe des Grundwassers, etc.

Pauschal kann man momentan mit ca. 1.500 €/m² rechnen, um einen wasserdichten Keller als „weiße Wanne“, also aus wasserundurchlässigem Beton, zu errichten. Dieser Wert ist sowohl nach oben als auch nach unten variabel, wenn die Energieeffizienz des Hauses geändert wird oder aus dem Keller ein Wohnbereich mit Heizung, großen Fenstern, Elektrik etc. werden soll.

Info-Box:
In unserem Beitrag “Massivhaus vs. Fertighaus” schauen wir uns beide Bauweisen vergleichend im Detail an. Erfahren Sie mehr über die wichtigsten Unterschiede, Vor- und Nachteile und Preisunterschiede von Massiv- und Fertighäusern!

Bei weiteren Fragen rund um das Thema Massivbauweise oder einem persönlichen Beratungswunsch, können Sie uns natürlich jederzeit gerne kontaktieren!

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